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Digitale Kleidung im Vorverkauf

Caroline Zöller

Veröffentlicht am 03.02.2020

Die Atacac-Gründer Rickard Lindqvist und Jimmy Herdberg aus Göteborg haben eine innovative Methode entwickelt, Kleidungsstücke ressourcenschonend und auf ganz neue Art herzustellen. Statt zweidimensionalen Skizzen werden Kleidungstücke in 3D-Simulationen so entworfen, dass eine besonders gute Passform am Körper sichergestellt ist. Zusätzlich werden die Teile jeweils aus nur einem einzigen Stück Stoff hergestellt, was den Ausschuss in der Produktion erheblich reduziert.

Schon bevor die Kleidung hergestellt wird, bietet das Unternehmen die digital visualisierten Stücke über den firmeneigenen Online-Shop zum Verkauf an. Die Preise der Kleidung berechnen sich nach einem Algorithmus, der, ähnlich wie beim Kauf von Flugtickets, ein dynamisches Preismodell verwendet. Dies bedeutet einen niedrigeren Preis vor der Produktion und einen höheren, wenn ein Artikel bereits produziert und gelagert ist. Auf diese Weise minimiert Atacac eine Überproduktion und die Lagerhaltung. Zusätzlich stellt das Unternehmen die Schnittmuster der Öffentlichkeit zur Verfügung – vollkommen kostenlos.

Was auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen mag, ist Teil des Geschäftsmodells von Atacac. Das Unternehmen optimiert durch sein Preismodell die Produktion und kann durch die Analyse der Vorverkäufe Mikrotrends voraussagen, die wiederum Einfluss auf zukünftige Kollektionen haben. Dazu wird durch die kostenlose Bereitstellung der Schnittmuster ein Gemeinschaftsgefühl mit Kunden und anderen Marken hergestellt.

Da besonders in der Modebranche die Nachahmung von Schnitten und Designs an der Tagesordnung ist, profitiert Atacac umgekehrt von Modemarken, die ebenfalls Prozesse digitalisieren und virtuelle Bekleidung in 3D-Modellen visualisieren.

Außerdem soll der Einsatz der 3D-Technologie Wettbewerber sensibilisieren und dazu inspirieren, selbst neue Ideen in Richtung Nachhaltigkeit auszuprobieren.

Eine Zukunftsvision von Lindqvist und Herdberg ist, dass alle Kunden künftig eine genaue Kopie von sich selbst in 3D erstellen und Kleidung zuhause auf dem Computer anprobieren können. Schon heute ist es möglich, passgenaue Body Scans vom eigenen Körper zu machen, die dann, in ein persönliches virtuelles Modell umgewandelt, die Anprobe am Screen von computergenerierter Kleidung ermöglichen. Bis das so weit ist, optimieren die beiden Geschäftsführer und ihre Mitarbeiter die Visualisierung der Kleidungsstücke an virtuellen Figuren – und ermöglichen anderen Menschen, mit den Schnittmustern selbst kreativ zu werden.