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Wandstickerei als Blickfang

Dominique Schroller

Veröffentlicht am 12.02.2020

Die portugiesische Künstlerin Aheneah verbindet moderne Grafik und traditionelles Stick-Handwerk in großformatigen Wandbildern.

Die Technik für die groß angelegten Wandbilder entwickelte Aheneah während ihres Designstudiums. Für ihre Bachelor-Arbeit erforschte sie die Verbindung von digital erstelltem Grafikdesign und analogem Handwerk. Das Ergebnis sind beeindruckende wandfüllende Arbeiten, die einzelne Kreuzstich-Pixel zu großen, fast fotorealistischen Bildern formen. So entstehen zeitgenössische Kunstwerke, die mittels digitaler Technik ein traditionelles Handwerk in einem neuen Kontext präsentieren.

Die Künstlerin bezieht sich mit den Wandstickereien auf ein altes portugiesisches Kunsthandwerk. In vielen Landstrichen hat sich die Stick-Tradition bewahrt, die nicht nur die ältere Generation pflegt. Das Handwerk hat keine Nachwuchsprobleme. Gestickt wird generationenübergreifend in Dörfern und Städten und vom Gemeindesaal bis zur Facebook-Gruppe. Im Privaten sind die Stickereien im Haushalt und an Kleidungsstücken zu finden und – angeboten auf den örtlichen Bauernmärkten – sind sie ein beliebtes Reisesouvenir.

Aheneahs Bilder zeigen das Handwerk in einem modernen Kontext. Am Computer löst sie Fotovorlagen und Zeichnungen in Pixel auf und wandelt diese in einzelne Kreuzstiche um, die sie anschließend auf freie Haus- und Mauerwände „stickt“. Im September 2016 entstand die erste Wandinstallation. Der Turnschuh mit Namen „Go big or go home“ war ein Test. Hier erprobte Aheneah die Kreuzstich-Technik auf Tauglichkeit und legte den Grundstein für ihre späteren wandfüllenden Arbeiten. Und die sind mittlerweile europaweit zu finden.

2019 schuf sie im französischen Bayonne zwei Wandbilder. Sie sollen die Betrachter dazu anregen, inne zu halten, durchzuatmen und zu genießen. „Das Leben in einem technisch geprägten Zeitalter täuscht uns häufig darüber hinweg, dass wir Menschen immer noch in einem komplexen, reichen, aber zerbrechlichen Ökosystem leben“, erklärt die Künstlerin ihre Intention. Das Werk erschließt sich erst aus der Ferne betrachtet. Die einzelnen Stick-Segmente sind aus der Nähe nur als bunte Farbfelder zu erkennen. Mit entsprechendem Abstand fügen sie sich zu einem Gesicht zusammen.

Die Künstlerin ist inzwischen europaweit bekannt. Neben ihren Werken vermittelt sie die Kreuzstich-Technik in Workshops und bei Gemeinschaftsveranstaltungen und präsentiert regelmäßig neue Werke auf Textil-Festivals, wie der renommierten Britisch Textile Biennale.

Bilder: Aheneah